Wenig Schlaf = Erfolg

businessman having a nap in train
Schlafender Japaner in der S-Bahn

Schlafende Japaner fast zu jeder Tageszeit in den Bussen, Zügen oder Straßenbahnen – das ist ein gängiges Cliché, das tiefe kulturelle Wurzeln hat.

Wie in ganz Asien, wurden – und werden noch heute – Babies in Tagetüchern auf dem Rücken der Mutter transportiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Japan Kinderwägen gesehen hätte. Dafür aber viele kleine Kinder auf den Armen der Erwachsenen oder selbst schon zu Fuß unterwegs. So ist das Schlafen in aufrechter Position in einem sanft schaukelndem Transportmittel zur zweiten Natur geworden. Anders als bei uns, verlieren die Japaner diese Fähigkeit nicht, denn die Familie nimmt eher wenig Rücksicht auf die Schlafbedürfnisse Einzelner.

Ohne Schlaf ohne Pause

Das ist ein extremes Schlagwort, das signalisieren soll, dass man in Japan gewillt ist alles für andere (Kunden, Firma etc.) zu tun. Vor allem die Schüler der Oberschulen, die sich auf die Aufnahmeprüfungen der Universitäten vorbereiten, demonstrieren dies. Dort gilt: 4 Stunden Schlaf – durchgefallen; 3 Stunden Schlaf – bestanden! Wer es dann an die Universität seiner Träume geschafft hat, zählt nun eventuell „Schlafen“ sogar zu seinen Hobbies. Jedenfalls fand ich dies in meinen Fragebögen häufig bei den Erstsemestern. Während der Studienzeiten werden dann auch Seminararbeiten nachts geschrieben, wenn man von den Klubaktivitäten erschöpft nach Hause kommt, denn Netzwerken geht vor.

Die ernsten Folgen dieses Erfolgsdruckes und der uns seltsam anmutenden hohen Priorität des Netzwerkens, der sich im Arbeitsleben fortsetzt und sogar noch intensiviert, je höher man die Karriereleiter hinaufklettert, werden nun offensichtlich. Ein Psychologe bescheinigt: „ganz Japan leidet unter Schlafmangel“ wenn die nächtliche Ruhepause dauerhaft unter 7 Stunden liegt. Zwar hat die Tendenz zu langen informellen Sitzungen bei Abendessen und Karaoke unter den Managern abgenommen seitdem das Firmenbudget dafür gestrichen und im Zuge der schlechten Wirtschaftslage auch das Taschengeld der Herren gekürzt wurde. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Das Unternehmen namens Famile wird von der Frau geführt, die gleichzeitig CEO und CFO ist.