Weg von der Gesellschaft

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Bei all dem Erfolg der japanischen Wirtschaft der Nachkriegszeit gab es schon immer auch Schattenseiten. Traurige Berühmtheit erlangte die Tatsache, dass viele der fleißigen Sarariman (Büroangestellte) der plötzliche Tod am Arbeitsplatz ereilte; Tod durch Überarbeitung hieß die Diagnose und der japanische Begriff Karôshi ist heute in aller Welt bekannt. Auch die hohe Selbstmordrate des Landes hängt sicher mit dem Stress in Arbeit und Schule zusammen.

Weglaufen von der Gesellschaft

Doch im vergangenen Jahr verzeichnet Japan die niedrigste Selbstmordrate seit 1987, was sicher auch der Aktion der Regierung zu verdanken ist (wir berichteten). Die nächste Generation hatte es allerdings zum Einen schwerer einen Arbeitsplatz zu finden, und zum Anderen begannen in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bereits die ersten Menschen einfach auszusteigen aus dem Arbeitsleben und der Gesellschaft. Sie leben auf den Straßen von Japans Großstädten zum Beispiel in Kartons. Heute jedoch gibt es noch einen weiteren Fluchtweg – in die Scheinwelt der Unterhaltungsindustrie, und dabei kann man ganz bequem daheim bei Mama bleiben, die weiterhin die Wäsche wäscht und Essen auf den Tisch stellt. Diese Menschen nennt man Hikkikomori – die Zurückgezogenen. Sie verbringen ihre Tage in ihrem Zimmer am Computer mit Videospielen und kommunizieren nur noch das nötigste. Der Druck, der sich schon in der Oberschule aufgebaut hatte und durch die Clubaktivitäten an der Universität vielleicht ein wenig gemildet hatte, wurde spätestens mit den Aktivitäten der Stellensuche so unerträglich, dass nur noch der Rückzug blieb. Lange rätselt man, wie mit diesem sozialen Problem umgegangen werden sollte, doch so langsam zeigt sich ein Lösungsweg:

Inzwischen schauen aber die Familien nicht mehr weg und verstecken diesen Sproß aus Scham. Von der Arbeit einer Organisation, diese Menschen wieder in die Gesellschaft zurückzuführen berichtet eine Reportage des Tagesspiegels.