Dieses eine Mal noch sind Japaner mit 20 Jahren endlich volljährig. Erst dann dürfen sie offiziell Rauchen, Alkohol trinken und zur Wahl gehen. Auch den Führerschein können sie erst dann machen. Doch ganz neu ist, dass ab dem 1. April 2022 auch die Japaner mit 18 Jahren volljährig werden und somit als Erwachsene ihr Studium aufnehmen können.

Jetzt sind viele der jungen Erwachsenen im dritten Studienjahr an der Universität. Oder sie haben gerade das 2-jährige College oder eine Fachoberschule abgeschlossen. Nicht wenige stehen bereits im Beruf. Auch eine meiner Schülerinnen feierte ihre Volljährigkeit nach japanischem Recht während ihres Japanaufenthaltes und trug einen Tag lang einen Kimono. Hier finden Sie eine kleine Bilderstrecke zu diesem Feiertag, der dieses Jahr am 10.1. wegen der Pandemie sicher viel ruhiger begangen wird.
Ein ganzer Jahrgang feiert gemeinsam
Übrigens ist nach japanischer Tradition der individuelle Geburtstag eher bedeutungslos. Nur Kinder feiern im Kreis ihrer Familie. Neujahr ist dafür nicht nur der „Geburtstag“ des neuen Jahres, sondern auch aller Japaner gleichzeitig. Deshalb gibt es auf die Frage, wie alt jemand ist auch zwei Antworten: Einmal kann man – und das ist auch die offizielle – sein Alter nach der Anzahl der erlebten Geburtstage angeben, so wie bei uns auch. Aber nach der traditionellen Rechnung zählt die Anzahl der erlebten Neujahrstage, man ist also „ein Jahr“ älter. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn dieser staatliche Feiertag für die zwischen 1. April des Vorjahres und 31.3. des neuen Jahres volljährig gewordenen oder noch werdenden jungen Erwachsenen so kurz nach Neujahr, immer am zweiten Montag gefeiert wird.
Der Jahrgang 2021/22 feiert noch eine ganz prominente junge Dame, die bereits Anfang Dezember volljährig wurde: Prinzessin Aiko, die Tochter von Kaiser Naruhito und Kaiserin Masako. Für sie gab es schon am ersten Wochenende im Dezember eine Feier im Kaiserpalast. Sie verzichtete auf ein neues Diadem und neue Juwelen und lieh sich lieber den Schmuck von ihrer Tante Sayako, die 2005 mit ihrer Ehe mit einem Bürgerlichen die kaiserliche Familie verlassen hatte. Auch diese Juwelen waren nicht auf Staatskosten, sondern auf Kosten des Vaters geschaffen worden.
Auf Grund der Pandemie gab es auch kein feierliches Bankett, nur kurze Treffen mit ihren Großeltern, dem Kaiser emeritus und der Kaiserin emerita, sowie japanischer Würdenträger und Vertreter von Regierungszweigen.
Prinzessin Aiko studiert japanische Literatur an der Gakushuin-Universität in Tokyo, belegt jedoch auch Kurse in Englisch und Spanisch. Sie wird ihre erste Pressekonferenz in den Semesterferien im März abhalten. Als volljähriges Mitglied des Kaiserhauses wird sie auch offizielle Aufgaben übernehmen. Schon jetzt ließ sie jedoch verlauten: „Ich bin allen, die mich auf meinem Weg bis heute begleitet haben, zutiefst dankbar“.