
Bald sind vier Jahre nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunamit im Nordosten Japans vergangen und das Kernkraftwerk in Fukushima wird mit Robotern zurückgebaut. Diese Vierfachkatastrophe – denn der Vertrauensverlust in die eigene Regierung muss ebenfalls als solche gelten – läutete in den Augen vieler Beobachter eine Wende in der Gesellschaft ein, die zu mehr Zusammenhalt der Bevölkerung untereinander und einem Boom der Freiwilligenarbeit führte. Doch gerade die Freiwilligenarbeit explodierte schon vor 25 Jahren nach dem bis zu dem Zeitpunkt schlimmsten Erdbeben mit Feuersbrunst seit dem Großen Beben von Tokyo 1923. Im Januar 1995 wurde die Stadt Kobe schwer getroffen und die Hauptverkehrsadern Japans waren viele Monate unterbrochen. Ich selbst war am Tag vorher von den Weihnachtsferien in Deutschland wieder nach Japan zurückgekehrt und wollte nach einem kurzen Besuch in Tokyo ursprünglich mit dem Nachtbus nach Fukuoka zurückfahren, doch das Große Beben von Kansai machte mir einen Strich durch die Rechnung – ich musste das Flugzeug nehmen um rechtzeitig zum Beginn der Vorlesungszeit wieder zuhause zu sein.
Damals beeindruckten mich die fast täglichen Berichte über die Freiwilligenarbeit im Katastrophengebiet sehr und einige meiner Studenten entschlossen sich sogar, die Semesterferien dort bei den Aufräumarbeiten und der Betreuung der Überlebenden mitzuhelfen obwohl es in Japan eigentlich nicht üblich ist, völlig fremden Menschen zu helfen, da man ihnen nicht die Bürde einer Pflicht zur Reziprozität aufzwingen möchte. Doch das Große Kansai-Beben machte Schluss mit dieser Einstellung als die Menschen sahen, dass die Regierung und die Behörden viel zu langsam reagierten. In der Folge entstanden mehrere NGOs mit vielen engagierten Rentnern. Näheres zu dieser Entwicklung gibt es bei der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen.