
Adventszeit in Japan
Neben der einfachen Benennung der Monate von 1 bis 12 gibt es auch traditionelle Namen im Japanischen. Dabei heißt der Dezember dann Shiwasu zu deutsch “eilende Lehrer”. Er spielt auf die im alten Japan selbst würdige Senseis (Lehrer) zum Eilen bringende Geschäftigkeit in den letzten Wochen vor dem Jahreswechsel an. Doch die aus allen Geschäften dudelnde amerikanische Weihnachtsmusik erinnert uns daran, dass in christlichen Ländern Adventszeit ist.Daneben bevölkern Weihnachtsmänner und -frauen die Straßen. Das steht vor allem in den südwestlichen Präfekturen im krassen Gegensatz zu den vorherrschenden Temperaturen. In Fukuoka sanken die Temperaturen zwar bis auf 0 Grad, doch in meinen 5 Jahre dort, erlebte ich nur ein Mal eine hauchzarte Schneedecke von 1 Zentimenter. Einmal war ich Anfang Dezember sogar im südlichen Okinawa: Dort erklangen die Weihnachtslieder auch bei 25°C und schönstem Sonnenschein.
Einerseits sind traditionell zum 31.12. eines jeden Jahres die Schulden fällig. Jeder sieht zu, dass er seine Finanzen in Ordnung bringt. Andererseits bedankt man sich mit Geschenken von lokalen Leckerbissen bei den Lehrern und Mentoren oder Wohltätern. Auch heute noch sind die “O-seibô”-Geschenke sehr beliebt. Heutzutage offeriert jedes Kaufhaus die typischen Geschenke von Handtüchern und Seifen bis hin zu den lokalen Leckerbissen: Kekse, Gebäck, Fisch und andere Meeresfrüchte von lebend über eingelegt zu geräuchert oder getrocknet. Studenten können beim Einpackservice sich die Haushaltskasse aufbessern.
Weihnachtsfeier = Bônenkai
Bei uns setzt der Stress mit den Nikolaus- und Weihnachtsfeiern in den Vereinen, Schulen und in den Firmen ein. In Japan feiert man während der Adventszeit in den verschiedenen Kreisen, denen der Einzelne angehört sogenannte “Bônenkai” – Jahresabschluss-Treffen: Man trifft sich in Restaurants, wo man bereits Tage oder Wochen vorher einen Tisch oder ein Separée reservieren ließ zu einem speziellen Menü und feiert das nahe Jahresende. Wie bei so vielen offiziellen Parties geht es nach dem offiziellen Teil noch in die Karaoke Bar und dann in die Bar…. Gut, wenn man am nächsten Tag nicht wieder arbeiten muss.
Weihnachten
Der 24. Dezember ist ein ganz normaler Arbeitstag, Ab dem 25. wird es zunahmend hektisch, denn nun steht noch ein Großputz zuhause auf dem Programm und dann wird tagelang das Essen für die ruhigen Tage zwischen 31.12. und 3.1. vorbereitet. Das traditionelle O-sechi-ryôri besteht aus vorgekochten Leckereien. Das Gemüse und vor allem Fisch warten in Lackboxen geschichtet darauf zu Neujahr auf den Tisch zu kommen. Es ist viel Eingelegtes dabei, Fischwurst, in Röllchen gepresstes Krabbenfleisch, aber auch die berühmten Reisklößchen. Jede Region hat ihr traditionelles Rezept für die Neujahrssuppe – Ozôni. Auch diese wird vorgekocht und dann zu den Mahlzeiten nur noch einmal aufgewärmt. Japanische Expats in Frankfurt können sich mit traditionellen Speisen versorgen. Man kann sich die Zutaten kaufen und alles selbst zubereiten, oder sich fertige Speisen auch liefern lassen.
Während Weihnachten also im Trubel der Vorbereitungen auf Neujahr etwas untergeht, wird es dann ab dem 29.12. richtig gespenstisch still. Wer kann, fährt zur Familie in der Heimat und die Züge und Flüge sind so ausgebucht wie im Sommer zu O-bon (Allerseelenfest). Die Hälfte der Geschäfte in den Großstädten hat 3 Tage vor dem Jahreswechsel zu, die andere Hälfte dann ab dem 1. Januar. Die städtischen öffentlichen Verkehrsmittel fahren nach dem Feiertagsplan – ganze 6 Tage lang! Für die Ausländer in Japan ohne Familie oder Gastfamilie ist dies die einsamste Zeit des Jahres.