Neue Chance für alte Häuser

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Alte Häuser auf dem Land
Alte Häuser auf dem Land. (c) joeyphoto

Dass in Japan die Bevölkerung schon seit vielen Jahren schrumpft ist wohlbekannt. Auch dass die jungen Leute vom Land in die Städte ziehen ist kein neues Phänomen. Wenn die Eltern sterben, möchten aber die Kinder weder Haus noch Grundstück bewirtschaften. So steigt die Anzahl der verfallenden Häuser und der brachliegenden Felder stetig weiter – besonders in den engen Tälern im Norden Japans. Zwar gab es im Japan in den 90er-Jahren wieder einen Trend zurück aufs Land, aber dabei sind bestimmte Regionen wie zum Beispiel Okinawa wegen des milden Klimas bevorzugt. Im Fernsehen gab es damals sogar eine Sendung, in der junge Bauern Ehefrauen suchten. Trotzdem schwindet auch in Okinawa auf den kleineren Inseln die Bevölkerung rapide. Die Insel Hateruma, die südlichste Japans, zählte vor 20 Jahren noch gut 700 Einwohner, doch heute sind es nur noch etwas mehr als 500.

Alte Häuser – Tradition Neubau

Anders als in Deutschland, gibt es in Japan bisher kaum Denkmalschutz für Wohnhäuser. Die jungen Leute wohnen in der Stadt und nutzen das Elternhaus auf dem Land nicht einmal als Wochenendhaus. Dadurch verfallen inzwischen über 8 Millionen Eigenheime und mehr als 1,5 Millionen sind alte Holzhäuser. Häuser zu renovieren hat keine Tradition, dafür aber Abriss und Neubau. Das wird schon an den großen Schreinen demonstriert: die Schreingebäude des Heiligtums in Ise werden alle 20 Jahre neu gebaut, zuletzt im Jahre 2013. Auch steuerlich gesehen ist es günstiger ein Haus verfallen zu lassen, als es abzureißen und auf unbebautes Land viel höhere Steuern zahlen zu müssen, denn ein Neubau lohnt sich ja nicht. Vermietung und Verkauf von Häusern sind in Japan nicht so üblich und auch bei den Besitzern wegen des strengen Mieterschutzes nicht beliebt. In Großstädten ist der Abriss des Gebäudes und die Umwandlung in vermietbare Parkplätze oder gar ein Parkhaus sehr viel lukrativer.

Alte Häuser – neue Chancen

Doch jetzt will die Regierung etwas dagegen tun, denn die verfallenden Häuser sind ein Sicherheitsrisiko. So sollen nun die Gemeinden notfalls diese Akiya (leerstehenden Häuser) auf Kosten der Besitzer abreißenlassen und ihnen die Steuervergünstigung verweigern dürfen. Ein Haus, das älter als 25 Jahre ist gilt als wertlos und bei einem Verkauf muss nur noch der Grundstückspreis bezahlt werden. Doch nun gibt es eine Akiya-Bank, die Besitzer bei der Renovierung von alten Häusern berät und über ein Onlineportal Mieter vermittelt. Und in Hiroshima gibt es eine Aktivistengruppe, die begonnen hat, Holzhäuser zu renovieren. In der Tohoku-Region, wurden viele Akiya nach dem Tsunami wieder bezogen, doch in anderen Regionen bleibt die Situation nach wie vor schwierig.