
Vor kurzem berichtete ich über die Nippon Connection 2016. Neben den vielen Filmen gab es auch japanische Kultur in verschiedensten Ausprägungen: japanische Speisen, Süßigkeiten, ein Game Center, Upcycling von Kimono-Stoffen und Anderem. Dieses Jahr stand ich zwei Tage lang neben dem Stand eines Verlages, dessen Programm hauptsächlich aus Übersetzungen moderner japanischer Literatur besteht: dem Cass-Verlag.
Seit meinem Studium der Japanologie hatte ich immer mal wieder Übersetzungen von japanischer Literatur gelesen, teilweise auf deutsch, aber während meines Japanaufenthaltes auch auf englisch: Klassiker wie das Kopfkissenbuch , Yukio Mishima, Ôe Kenzaburo, Natsume Soseki. Doch hauptsächlich hatte ich mich mit Fachtexten zur Kultur und Geschichte Okinawas beschäftigt und dadurch immer weniger Zeit für Literatur.
Moderne japanische Literatur auf Deutsch
Doch in Gesprächen mit Dr. Katja Cassing wurde mein Interesse wieder geweckt und ich kaufte mir das Buch „Vom Versuch, einen Glücksgott loszuwerden“ mit zwei Geschichten von Kô Machida zu. Der Titel hatte mich schon sehr gereizt, da er so ganz und gar nicht mit meinem Japanbild zusammenpasste. Tatsächlich handeln beide Geschichten von Aspekten der modernen japanischen Gesellschaft, die wir lieber nicht wahrnehmen wollen: von Menschen, die ganz offensichtlich mit den traditionellen Werten gebrochen haben und sich nun irgendwie durchschlagen. Was geht in ihren Köpfen vor? Wie sehen und erleben sie die Welt um sich herum? Sehr lebendig beschreibt der preisgekrönte Autor, der auch Punk-Rock-Sänger und Schauspieler ist, ein ganz anderes Japan als wir es gewohnt sind.
Auch übersetzerisch ist dieses Buch eine Höchstleistung, denn selbstverständlich muss auch die Sprache solcher Individuen adäquat ins Deutsche übertragen werden. Das ist Dr. Katja Cassing und Jürgen Stalph auf jeden Fall gelungen. Sie haben in mir die Lust geweckt, mehr moderne japanische Literatur zu lesen und mich eventuell auch an die Übersetzung eines literarischen Werkes zu wagen.