Janglish entschlüsselt

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Cours de japonais (Syllabaire katakana)
Ohne Katakana gäbe es kein Janglish

Eines der Abenteuer, die ein Japanisch Lernender zu bestehen hat, ist der Umgang mit Katakana, der Silbenschrift für Fremdwörter im Japanischen – gerne auch als Janglish bezeichnet. Während im Chinesischen für Fremdwörter nicht anders als mit mehr oder weniger den Sinn des Wortes treffenden chinesischen Zeichen geschrieben werden können, verfügt das Japanische über eine eigene Silbenschrift dafür. Die eckig anmutenden Zeichen wurden genauso wie die rund und weich wirkenden Hiragana im 8. Jahrhundert n. Chr. aus den Kanji (chinesischen Zeichen) entwickelt und ihr Lautwert auf die damalige Aussprache des Zeichens festgelegt. Während die Hiragana zunächst als Frauenschrift galten und vor allem für das Tagebuchschreiben (z.B. Makura no sôshi – Kopfkissenbuch aus dem Jahr 1000) eingesetzt wurden, waren die Katakana den Mönchen bei der Kommentierung und als Lesehilfe für die buddhistischen Texte hilfreich.

Spätestens seit der der Zeit der Besetzung durch Amerika nach dem 2. Weltkrieg, nahm die Zahl der englischen Fremdwörter sprunghaft zu und gleichzeitig wurde die Zahl der allgemein zu beherrschenden Kanji auf ca. 2000 beschränkt. Seitdem ist es üblich, ausländische Namen und Fremdwörter in Katakana zu schreiben.

Mit Katakana wird der Tourist zum Beispiel im Restaurant konfrontiert. Wer länger im Land lebt, dem begegnen auch im Alltag immer wieder Fremdworte auf, die aus dem Portugiesischen, Französischen, Deutschen, aber vor allem aus dem amerikanischen Englisch stammen. So machte ich es mir bald zur Strategie, bei der Suche nach mir noch unbekannten Vokabeln es erst einmal mit der japanischen Aussprache eines englischen Wortes zu versuchen. Dabei muss man wissen, dass die japanische Sprache fast nur offene Silben kennt: Ein Konsonant wird von einem Vokal gefolgt und kann höchstens mit einem „n“ abgeschlossen werden. Das heißt, überall wo im englischen Wort mehr als ein Konsonant hintereinander steht, muss der Japaner einen Vokal einfügen – vorzugsweise ein i oder u (da diese auch „verschluckt“ werden können) damit er das Wort aussprechen kann.

Deutsch: baito = Arbeit – bedeutet aber Nebenjob, Studentenjob
karute = Karte – Krankenkarte

Französisch: resutoran = Restaurant
abekku = avec – dt. „mit“ dem (Liebes-) Partner

Portugiesisch: kappa = capa (di chuva) – Regenjacke
karuta = carta – Spielkarte

Englisch: naisu = nice – nett
ôrai = alright – in Ordnung O.K.

Diese Beispiele sind noch einigermaßen nachvollziehbar. Da aber die Worte in vielen europäischen Sprachen durch das Einfügen von Vokalen sehr lang werden, passiert es häufig, dass das Wort auf zwei bis drei Silben gekürzt (z.B. „eacon“ = air conditioning – Klimaanlage, oder die Anfangssilben zweier Wörter zusammengezogen werden, z.B. jîpan = jeans + pants.

Ein besonderes Kapitel sind die Eigenkreationen der Japaner aus Wörtern einer Fremdsprache, die im muttersprachlichen Kontext nicht gebräuchlich sind: ôpun kâ = open car (engl. convertible, dt. Cabrio)

Hier gibt es einen interessanten Blogpost auf Englisch über solche Begriffe, die englische Muttersprachler (und andere Nicht-Japaner) verwirren könnten.