Impressionen Japan (1)

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Nachdem ich mich in den ersten Artikeln mit meinem Werdegang ausführlich vorgestellt habe, möchte ich von meinen persönlichen Erfahrungen in Japan berichten, sowie bei Gelegenheit zu aktuellen Fragen der japanischen Kultur und Wirtschaft Stellung nehmen. Wie schon in anderen Beiträgen berichtet, verbrachte ich den größten Teil meiner Zeit in Japan in der Millionenstadt Fukuoka auf Kyûshû, der südlichsten der vier Hauptinseln, etwa 1500 km südwestlich von Tôkyô.

Impressionen Japan
Yanagawa

Wer Impressionen Japan vor allem mit Samurai, Geisha und Zen verbindet wird auf den ersten Blick enttäuscht sein von einer äußerlich sehr amerikanisch anmutenden Großstadt, aber wenn man die Hauptstraßen verläßt und sich in die älteren Wohnviertel begibt, findet man auch hier noch überwiegend Holzhäuser. Allerdings sieht man selten eine ältere Dame im Kimono durch die Straßen trippeln und nachts leuchteten im Stadtzentrum grell die Neon-Reklameschilder.

Damals, Anfang der 1990er Jahre, stammten 99% der Ausländer dort aus Asien und von den übrigen 1% kam der größte Teil aus Australien und Neuseeland. Durch die staatliche Elite-Universität mit ihrem weltweiten Austauschprogramm gab es auch einige Afrikaner und Südamerikaner – letztere zumeist sogar japanischer Abstammung, so genannte Nisei oder Sansei, Auswanderer der zweiten oder dritten Generation. Europäer waren eindeutig in der Minderheit und Deutsche gab es damals maximal zehn. Alles in allem ein ideales Umfeld um die Sprache wirklich zu lernen.

Impressionen Japan
Nakasu bei Nacht (Quelle: City of Fukuoka)
Nach meinem ersten halben Jahr “Homestay” in einer Gastfamilie half mir meine Gastmutter, eine eigene Wohnung zu finden ganz in der Nähe der Universität. Aus Gründen der Lebensqualität entschied ich mich für eine Wohnung im japanischen Stil, die sogar größer und günstiger als eine Wohnung im westlichen Stil war. Meine Vermieterin wohnte in einem Einfamilienhaus gleich neben dem zweistöckigen Apartmentgebäude und ich brachte ihr zu Anfang jeden Monats die Miete in bar vorbei. Dafür gab es einen speziellen Briefumschlag, auf dessen Rückseite eine Tabelle mit den Monatsnamen abgedruckt war. Dort bestätigte sie mir die Bezahlung immer mit einem Stempel.

Das Appartment im Erdgeschoß hatte etwa 30 Quadratmeter, und wenn man hereinkam, stand man gleich in einer geräumigen Wohnküche mit Laminatfußbboden, von der aus man in alle weiteren Zimmer gelangte: Badezimmer, separate Toilette im japanischen Stil und zwei Zimmern im japanischen Stil: ein kleines mit 3 Tatami (ca. 4.5 qm) mit einem Wandschrank, der ebenfalls die Fläche von einem Tatami maß und durch ein Brett auf halber Höhe in zwei Ebenen unterteilt war. Das größere Zimmer hatte 6 Tatami. Beide Zimmer hatte jeweils ein Fenster, doch aus demjenigen vom großen Zimmer blickte man nur auf eine Mauer und daneben gleich auf das Nebenhaus. Das andere Fenster gab den Blick auf die Wäscheleine im Hof frei, die aber von niemandem benutzt wurde. Auch Küche und Bad hatten Fenster nach vorne in den Hof und auf das Haus der Vermieterin. Grünpflanzen gab es dort keine. Im Gegensatz zu anderen japanischen Großstädten ist Fukuoka jedoch mit vielen großzügig angelegten Grünflächen gesegnet. Es gibt einen Park um das Gebäude der Präfekturregierung, einen traditionellen japanischen Garrten und manche größere Straßen sind von Bäumen gesäumt. Sicher ist auch dies ein Grund, warum die Stadt zweimal mit einem Preis für beste Wohnqualität einer asiatischen Stadt ausgezeichnet wurde.

Impressionen Japan
Fukuoka (Quelle: City of Fukuoka)

Fukuoka hat ist der Name einer alten Burgstadt, doch die Burg wurde im 17. Jahrhundert geschliffen und es ist nur noch der Ohori-Park (Burggraben-Park) übrig geblieben. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Fukuoka mit der benachbarte Handelsstadt Hakata zusammengeschlossen, aber diese Struktur zeigt sich noch in den Namen des internationalen Flughafens Fukuoka und dem Hauptbahnhof Hakata, der lange Jahre Endstation für den Shinkansen aus Tokyo war. Heute kann man ohne Umstieg inzwischen bis Kagoshima an der Südspitze der Insel Kyushu fahren. Historisch gesehen ist die Bucht von Fukuoka der Ort, an dem die Mongolen Ende des 13. Jahrhunderts versuchten, die Invasion Japans zu starten, doch zwei Mal wurden ihre Schiffe durch einen Kamikaze (“Wind der Götter”), für die Jahreszeit untypische Taifun-Stürme zerstört.