Hightech Toiletten

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High-Tech Toiletten

Traditionell, wie sonst in Südeuropa

Als ich in der ersten Hälfte der 1990 nach Japan kam, hatte ich im Bereich des „stillen Örtchens“ einen Kulturschock: In Wohnhäusern, Restaurants und an der Universität gab es überall diese in den Boden eingelassenen Toiletten, über die man sich hockte. Für meine eigene Wohnung kaufte ich mir einen Aufsatz aus Hartplastik, auf dem ich wie gewohnt sitzen konnte.

Die Japaner sind sehr reinlich und vermeiden alles, bei dem man sich mit Bakterien infizieren könnte: Bus- und Taxifahrer tragen weiße Handschuhe. Stifte sind auf spezielle Art und Weise beschichtet. Und sowohl in den Häusern und Wohnungen, als auch in Firmen, Schulen, Restaurants und Universitäten wechselt man die Schuhe, wenn man das „stille Örtchen“ betritt. Überall stehen Plastikschlappen dafür bereit. Natürlicfh zieht man diese hinterher auch wieder aus und lässt sie vor der Toilette stehen. Auch so lässt sich ersehen, ob diese gerade frei ist.

High-Tech Toiletten

Im ersten Winter lud mich meine Gastfamilie ein, auf einem befreundeten Bauernhof gemeinsam Reisklöße für das Neujahrsessen herzustellen. Die traditionellen Aktivitäten fanden draußen bei wenigen Graden über dem Gefrierpunkt statt. Das alte Bauernhaus war aus Holz gebaut. Ich war nicht darauf gefasst, hinter der einfachen Holztür eine hochmoderne Toilette zu finden: Viele Knöpfe neben dem Klosett, deren Bedeutung ich den Bildern entnehmen konnte. Im Raum war es angenehm warm und gleich sollte ich herausfinden warum: Die Toilettenbrille war beheizt! So heiß, dass ich vor Schreck erst einmal aufsprang, da ich meinte, mir den Hintern zu verbrennen. Tatsächlich war es so heiß wie das Wasser in einem Onsen: gut 40° Celsius. Und damit haben Bakterien keine Überlebenschance.

Öffentliche Toiletten im 21. Jahrhundert

Fast Forward 30 Jahre: Berühmte Architekten haben sich des Themas angenommen. Jetzt sorgen sie für hygienisch einwandfreie Toiletten in den Parks von Tokyo. Hier verspricht die Nutzung ein Kunst-trifft-auf-High-Tech-Erlebnis.

So hat der Architekt Shigeru Ban durchsichtige Toiletten kreiert. Ihre Wände werden durch eine spezielle Technologie für die Dauer der Nutzung undurchsichtig.

Toyo Ito setzt jedoch auf die optisch ansprechende Pilzform und lässt sie im Dunkeln dann erleuchten. Auch diese „Örtchen“ sind natürlich hoch-modern ausgestattet und genügen den hohen Erwartungen an Hygiene, die im Land schon lange vor der Corona-Pandemie herrschten.

Japan ist auch auf diesem Gebiet uns in Deutschland ein Stück voraus. Zumindest in Tokyo. Wir dürfen uns also auch in Hinsicht auf öffentliche Toiletten auf unseren Japanurlaub freuen. Bleibt zu hoffen, dass auch Touristen bald wieder ins Land der aufgehenden Sonne einreisen dürfen.