Hieronymus Tag – Tag der Übersetzung

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Übersetzer arbeiten meist am Computer

Seit 1991 ist der Hieronymus Tag als Internationaler Tag der Übersetzung gefeiert. Der katholsiche Heilige und Kirchenvater gilt als der Schutzpatron der Übersetzer. Berühmt wurde er mit seiner Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen und Griechischen ins Vulgärlateinische im 4./5. Jahrhundert nach Christus. Er wählte die damals gesprochene Sprache anstatt der klassischen Schriftsprache, um das Christentum einfacher verbreiten zu können. Seit 2017 erst wird dieser Tag gezielt genutzt um die Arbeit der – literaritschen – Übersetzer besser bekannt zu machen.

Der Beruf des Übersetzers

Es geht hier also um einen der ältesten Berufe überhaupt. Schon vor Hieronymus gab es Übersetzer, wie zum Beispiel der Stein von Rosette beweist. Dieses Buchstück einer Stele wurde im Nildelta in der Nähe von Alexandrien gefunden. Doch es ist nicht bekannt, wo sie einmal stand. Die Inschrift ist in Hieroglyphen, demotischer Schrift und auf Griechisch erhalten.

In meinem Japanologie-Studium stand das Übersetzen von Fachtexten aus dem Japanischen im Vordergrund. Für Konversation blieb nicht einmal im Sprachunterricht Zeit. Sprechen und mich selbst ausdrücken lernte ich erst nach meinem Magister-Abschluss in Japan. Neulich fand ich beim Ausmisten sogar meine Magisterarbeit – ins Japanische übersetzt. Ich hatte sie damals für meine Professoren in Japan selbst übersetzt. Natürlich hatte das dann eine Komilitonin Korrektur gelesen. In diesem Projekt habe ich sehr viel über die japanische Sprache dazugelernt.

Damals hatte ich sogar vergessen, dass Übersetzerin seit meinem 16. Lebensjahr sogar mein Traumberuf war. Meine Fähigkeiten, auch japanische Texte gut zu übersetzen entdeckte ich erst im Studium und vor allem während meiner Zeit in Japan. So war es für mich nach der Rückkehr aus Japan nur ein kleiner Schritt, dies zu meinem Beruf zu machen, den ich auch heute noch liebe. Inzwischen habe ich ja auch schon Bestseller übersetzt.

Namenlose Übersetzer

Hieronymus ist einer der wenigen bekannten Übersetzer der Antike. Über viele hundert Jahre bleiben die Übersetzer unsichtbar und namenlos. Das sollen sie auch heute noch bei Übersetzungen von Fachtexten wie Gesetzen, Patenten oder Verträgen sein. Wissenschaftliche Fachtexte werden meist von wissenschaftlich gebildeten Menschen übersetzt. Damit wollen sie die Forschungen in anderen Sprachen einem größeren Publikum bekannt machen. Die interdisziplinären Forschung fordert vom Wissenschaftler, dass er selbst auf Englisch publiziert. So sollen mögliche Interpretationsfehlern in einer Übersetzung durch Sprachprofis vorgebeugt werden. Sie können ja kaum auf allen wissenschaftlichen Gebieten auf dem neuesten Stand sein.

Inzwischen ist es bei Fach- und Sachliteratur, sowie der Belletristik üblich, die Übersetzer bereits unter dem Titel, sowie im Impressum zu nennen. Im Urheberrechtsgesetz gelten sie als Mit-Urheber. Ohne sie und ihre profunden Sprachkenntnisse in der Ausgangssprache käme die Weltliteratur nicht richtig zur Geltung. Selbstverständlich ist auch Gewandtheit in ihrer Muttersprache unabdingbar. Somit ist es wichtig, diese Menschen durch ein Studium gut auszubilden. Trotzdem steht der Übersetzer immer im Schatten des Autors.

Gläserne Übersetzer zeigen sich und ihre Kunst

Seit 2009 gibt es ein Netzwerk von Veranstaltungsprojekten rund um übersetzte Literatur: Die Weltlesebühne. Hier werden in verschiedenen deutschen Städten das ganze Jahr über Lesungen und Diskussionen organisiert. Seit 2017 wird endlich auch der internationale Tag der Übersetzung mit vielen verschiedenen Veranstaltungen begangen.

Auf der Buchmesse in Frankfurt haben gläserne Übersetzer Tradition. Dort können die Besucher einem Übersetzer bei der Arbeit zusehen. Dieses Jahr findet die Buchmesse zwar in hybrider Form, also mit Ausstellung auf dem Messegelände sowie digitalen Veranstaltungen statt. Den gläsernen Übersetzer des BDÜ habe ich dort leider noch nicht gefunden.

Besonders interessant finde ich persönlich, dass der BDÜ mit einem Poster darauf aufmerksam macht, dass Übersetzer nicht nur schöngeistige Literatur aus anderen Sprachen zugänglich machen. „Wir sind überall“ posaunt das Poster heraus, denn Übersetzer haben auch im Rechtssystem, den Packungsbeilaugen von Medikamenten, Bedienungsanleitungen und Produktkatalogen ihre Hände im Spiel. In Berlin-Brandenburg wird das im öffentlichen Nahverkehr sichtbar.

Übersetzungssoftware besser als Menschen?

Nun sind wir schon seit einigen Jahren im Informationszeitalter angekommen. Man könnte argumentieren, dass durch die Übersetzungssoftware der Übersetzer überflüssig wird. Doch das wird meiner Ansicht nach so schnell nicht passieren. Vielmehr hat sich durch computergestützte Übersetzungen der Beruf gewandelt. Es gibt inzwischen auch Bücher auf dem Markt, die zweifelsfrei übersetzt wurden, doch es wird kein Übersetzer genannt. Liest man in das Buch hinein, merkt man schnell, dass hier eine Maschine am Werk war. Nicht nur werden Redewendungen inadäquat übersetzt, auch Zusammenhänge falsch interpretiert. Somit ist klar, dass der Mensch immer noch das letzte Wort haben muss beim Korrekturlesen. Nur so entspricht die Sprache auch wirklich den Gepflogenheiten der Zielsprache. Alles in allem, stehe ich immer noch zu meiner Meinung aus diesem älternen Blogbeitrag.