Giri-Choko zum Valentinstag

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Was hat dieses Thema mit Business in Japan zu tun, mögen Sie sich fragen. Bei uns ist doch der Valentinstag eher eine private Angelegenheit. Laut einer Umfrage auf der Online Plattform Picodi feiern 49% der Deutschen den Valentinstag . Frauen planen sogar mehr Geld für Geschenke auszugeben als Männer. Dabei rangieren Haushaltsgeräte und Plüschtiere bei den Frauen unter den unbeliebtesten Geschenken. Männer mögen auch keine Plüschtiere, und weder Blumen noch Schokolade kommt bei ihnen besonders gut an.

Doch in Japan funktioniert das Schenken zum Valentinstag ganz anders als bei uns in der westlichen Welt. Natürlich ist inzwischen teilweise auch die westliche Art von Valentinsgeschenken bei Pärchen und manchmal sogar Ehepartnern üblich. Der Mann schenkt der Frau zwar Schokolade, doch kaum Blumen. Einmal erlebte ich sogar, dass einer meiner Kunden seiner Frau in Japan Schokolade so rechtzeitig schickte, dass sie auf jeden Fall zum Valentinstag ankommen würde.

Pralinen

Giri-Choko zum Valentinstag

In Japan gilt es nach wie vor als verpönt, Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen. Stattdessen wird Anstand groß geschrieben und es gehört sich für die Damen schon seit vielen Jahrzehnten, an diesem Tag ihrem Chef eine Packung Giri-Choko zu schenken. Dies soll ein Zeichen sein, dass sie ihn als Chef akzeptiert und gerne für ihn arbeitet. Mit zarten Gefühlen hat das gar nichts zu tun. Dafür ist er verpflichtet, der Dame am 14. März, dem White Day –  ein Geschenk von weißer Schokolade zu machen. Reziprozität ist sehr wichtig in Japan. Die Schokoladenindustrie profitiert also gleich doppelt von diesem modernen Brauch.

Was ist „giri“?

Mit „giri“ bezeichnet man in Japan alle gesellschaftlichen Verpflichtungen, die einfach zum guten Ton gehören: Geldgeschenke von allen geladenen Gästen zur Hochzeit, Vorgesetzte zur Hochzeitsfeier einladen, wertvolle Geschenke für die Hochzeitsgäste, Schokolade für die Männer zum Valentinstag, weiße Schokolade für die Damen zum White Day, Studenten helfen ihren Professoren beim Umzug, Einstandsgeschenke an die Nachbarn. Nur um einige Beispiele zu nennen, denen ich während meines langen Japan-Aufenthaltes begegnet bin.

Natürlich kennt man in Japan auch gesetzliche Verpflichtungen, für die es jedoch das Wort „gimu“ gibt, das immer als „Pflicht“ übersetzt werden kann.