Frauen in der Ära Abe

Japanese manager
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In Europa glauben viele Männer immernoch an das Klischee der sanften asiatischen Frau, die dem Mann jeden Wunsch von den Augen abliest  und meint, dies träfe auch auf die Japanerin zu. Als ich nach Japan kam, war ich erstaunt, wie stark die japanische Frau in Wirklichkeit ist. Man sollte die Nur-Hausfrau besser als CFO des Unternehmens „Familie“ bezeichnen, die gleichzeitig auch für Human Ressources (= Ausbildung der Kinder) zuständig ist. Der Mann – idealerweise immer noch der Haupternährer – liefert traditionellerweise sein Gehalt ab und bekommt ein Taschengeld. Alle größeren Anschaffungen muss er sich von ihr genehmigen lassen, und auch bei einem Umzug trifft sie die Wahl des neuen Domizils. Doch das sollte kein Wunder sein, denn er ist ja kaum zuhause und hat gar keine Zeit, um sich um solche Dinge zu kümmern.

In Japan wird „Hausfrau“ als Vollzeitarbeit anerkannt, auch wenn er kein Einkommen bringt. Doch in der heutigen Wirtschaftslage sind nun viele Männer gar nicht mehr in der Lage allein eine Familie zu ernähren, so dass immer mehr Frauen sobald die Kinder den Kindergarten besuchen, sich einen Teilzeitjob suchen, dessen Arbeitsbedingungen aber ganz anders definiert sind als in Deutschland. Doch nach einer Erziehungszeit an den alten Arbeitsplatz zurückzukehren ist fast nicht möglich, da dort kaum Karriere zu machen war.

Anlässlich eines Frauen-Symposiums in Tokyo traf IWF-Chefin Christine Lagarde mit Ministerpräsident Shinzo Abe zusammen und forderte ihn auf, die Wirtschaftskraft der Japanerinnen besser einzubinden. Um möglichste viele Frauen nach der Geburt ihrer Kinder frühzeitig wieder in die Arbeit zurückzuholen sollen 400.000 neue Hortplätze entstehen und bis zur Olympiade 2020 der Frauenanteil im Management von 10% auf 30% erhöht werden. Abe geht mit gutem Beispiel voran und erhöht die Frauenquote im Kabinett, dem seit Anfang September fünf Frauen (fast ein Drittel) angehören. Sogar das Ressort für Handel und Wirtschaft wird nun von einer Frau, Yuko Obuchi (40) geleitet, Innenministerin wurde Sanae Takaichi.

Interessant ist hier, in wie weit diese Politik sich mit der vor einigen Monaten verkündeten 3-Kinder-Familien Politik vereinen lässt.