
Der Kinderbuchklassiker „Heidi“ der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri wurde neu verfilmt und läuft aktuell in den deutschen Kinos. Viele erinnern sich daher gerne noch an die Zeichentrick-Serie „Heidi“, die 1977 erstmals auf ZDF lief. Die Geschichte der kleinen Adelheid (Heidi), die nach dem Tod ihrer Eltern zunächst bei ihrer Tante und anschließend bei ihrem Großvater in den Alpen lebt, ist weltbekannt.
Dass die Zeichentrick-Serie „Heidi“ aber eigentlich eine japanische Produktion ist, ist den meisten weniger bekannt. In Japan ist Heidi unter dem Namen Arupusu no shōjo Haijiアルプスの少女ハイジ („Alpenmädchen Heidi“) bekannt. Solche Animationsproduktionen werden Anime アニメgenannt. Anime ist die Kurzform des japanischen Begriffs animēshonアニメーション, der vom englischen Wort „animation“ kommt und bezeichnet hierzulande die in Japan produzierten Zeichentrickfilme. Anders als in Deutschland werden in Japan alle Arten von Animationsfilmen als Anime bezeichnet – eigene als auch importierte.
„Heidi“ ist nicht die einzige Zeichentrickserie, die in Japan produziert wurde. Auch andere bekannte Serien wie „Biene Maja“ (1976) oder „Nils Holgersson“ (1980) sind japanische Werke. Weitere Informationen dazu finden sich in diesem Beitrag. Einen aktuellen Beitrag über den Schöpfer der Zeichentrick-Heidi, den Großmeister des Anime, findet sich hier.
Deutschland und deutsche Produkte sind in Japan bereits seit der Meiji-Zeit (1873-1912) überaus beliebt. Auch in modernen Anime ist der deutsche Einfluss deutlich zu spüren, daher ist es nicht unüblich, dass deutsche Namen, Wörter oder Schauplätze auftauchen. Ein bekanntes Beispiel ist die Serie „Attack on Titan“ (jap. shingeki no kyojin 進撃の巨人, dt. „Angriff der Riesen“) des Zeichners Hajime Isayama. In „Attack on Titan“ hat sich die restlich verbliebene Menschheit in Städten zurückgezogene, die durch riesige Mauern umgeben sind, die vor den Titanen, riesige menschenähnliche Wesen, die scheinbar grundlos Menschen fressen, schützen sollen. Eines Tages wird eine Mauer von den Titanen durchbrochen und Eren Jäger, seine Adoptivschwester Mikasa Ackermann und sein bester Freund Armin Arlert versuchen zurückzuschlagen. Im September 2013 startete die Serie in Japan mit ca. 25 Folgen und der Zuschauer wird gleich im Intro mit den deutschen Worten „Seid ihr das Essen? Nein, wir sind der Jäger!“ konfrontiert. Die deutsche Sprache ist auch im zweiten Intro zu finden und es tauchen sogar ganze Lieder auf Deutsch in der Serie auf.
Auch die Gebäude und Namen der Charaktere erinnern an deutsche Kultur: Eren Jäger, Mikasa Ackermann, Reiner Braun, Annie Leonhardt etc. In Deutschland ist der Manga seit März 2014 bei Carlsen Manga erhältlich und etwa alle zwei Monate erscheint ein neuer Band.
Gastautorin: Katharina Reitz