
Vielleicht haben Sie sich gewundert, was aus mir geworden ist, da ich so lange nichts Neues mehr von mir hören ließ. Was hat die Corona-Krise wohl mit mir gemacht?
Ich kann Sie beruhigen – mir und meiner Familie geht es gut!
Wer mir auf Facebook folgt, hat noch ab und zu ein Lebenszeichen von mir erhascht, doch es hat sich in den letzten Monaten viel getan. Im Februar war ich noch mit einem Stammkunden zum regelmäßigen Besuch in der Pfalz, und Anfang März gab es schon eine Anfrage für einen Dolmetscheinsatz bei einer Konferenz im September…. Für Mitte März war sogar ein Vortrag zu den KonMari Büchern in Königswinter geplant und alles vorbereitet. Ein weiterer Vortrag zum selben Thema war schon für den Herbst in der Voreifel auf der anderen Rheinseite in Planung.
Dann kam Corona
Einen Tag vor dem ersten Vortrag kam der Lockdown, der Vortrag war jedoch schon etwa eine Woche vorher abgesagt. In der VHS Königswinter war man jedoch schnell mit der Umstellung auf Videokonferenzen. So kontaktierte man mich ein paar Tage vor dem geplanten Termin mit der Anfrage, ob ich denn auch Online den Vortrag halten könnte. Nur ich war nicht darauf eingestellt und sah keine Möglichkeit, der Vortrag genauso anschaulich online zu halten, wie ich es persönlich mache. Also habe ich nun viel Vorlaufzeit für zwei Vorträge zu beiden Seiten des Rheins im November.
Übersetzen in der Krise
Da ein Übersetzer ja im stillen Kämmerlein arbeitet, möchte man meinen, dass er kaum von Corona betroffen ist, oder vielleicht sogar nun mehr Arbeit hat, da eventuell mehr Dokumente zwischen Unternehmen ausgetauscht werden. Doch es kommt auf die Branche an. Bei Buchübersetzungen hat sich kaum etwas geändert. Die Verlagsangestellten arbeiten im Homeoffice und so wurde das erste Buchprojekt vor Ostern planmäßig abgeschlossen. Das zweite Buchprojekt startete dann schon eine Woche später und ich kann zügig daran arbeiten, da keine Unterbrechungen wegen Dolmetscheinsätzen einzuplanen sind.
Und für meine Stammkunden bin ich weiterhin da, wenn ich den Schriftverkehr zwischen den deutschen und japanischen Geschäftspartnern übersetze. Da hat sich nichts geändert.
Dolmetschen während der Corona-Krise
Aufträge brechen weg: Die spontanen Dolmetscheinsätze, für die die Anfragen erst 1 bis 2 Wochen vorher kommen. Oft glauben die Organisatoren von Geschäftsreisen zunächst, dass die Englischkenntnisse sowohl der Japaner als auch der Deutschen ausreichen werden. Erst im letzten Moment entschließt man sich, doch einen Dolmetscher an Bord zu holen. Bei den Videokonferenzen kann man jedoch auch Mitarbeiter zuschalten, die sonst nicht im Meeting dabeigewesen wären.
Solange Veranstaltungen abgesagt werden, können auch die Vorträge erst einmal nicht stattfinden. Es sei denn, der Veranstalter verlagert das Event in das World-Wide-Web. Während das Main Matsuri im August in Frankfurt schweren Herzens abgesagt wurde, hat sich das japanische Filmfestival Nippon Connection für den Online-Weg entschieden. Die Filme werden also zu sehen sein, und zwar gemütlich im heimischen Wohnzimmer. Doch was ist mit dem japanischen Essen, das man sich in den Pausen gönnte? Das kann man sich in den Großstädten ja auch liefern lassen. Oder man probiert einmal selbst Sushi oder Onigiri zu machen. Anleitungen gibt es dazu im Internet.
Chancen für mich
Ich bin gerne Übersetzerin UND Dolmetscherin, gerade weil ich die Abwechslung liebe. Nun nimmt mir Corona die Möglichkeit des Dolmetschens und beschert mir viel mehr Zeit am Computer. Mehr Ruhe für meine Buchübersetzungen, doch es fehlt mir schon der persönliche Kontakt …. Mag sein, dass Kollegen jetzt Online dolmetschen, doch versicherungstechnisch ist das ein heikles Thema. Ich lasse lieber die Finger davon.
Meine Chancen sehe ich eher in der Fortbildung: Videos auf japanisch ansehen, Bücher lesen….Planung weitere Buchübersetzungen. Und viel Recherche im Internet, Überlegungen zu Social Distancing und wie ich trotzdem arbeiten kann. Der Lockdown ist im Großen und Ganzen eine Chance – zur Erholung vom Dauerstress und zur Erprobung anderer Möglichkeiten. Im Privaten nutze ich Videokonferenzen und Webinare auf jeden Fall mehr als vorher. Und mit der richtigen technischen Ausrüstung kann man sicher auch in Videokonferenzen effektiv dolmetschen. Wichtig ist jedoch, dass bei mehreren Teilnehmern in einem Raum JEDER deutlich zu verstehen ist – auch wenn er eine Mund-Nase-Schutzmaske trägt. In meinen bisherigen Erfahrungen war das nicht immer gegeben, wenn die Teilnehmer einer Schulung zu weit weg von einem zu schwachen Mikrofon vor einem einzigen Computer saßen.
Vor allem habe ich mehr Zeit für die Schwesterfirma: das Unterrichten bei Gateway to Language Learning. Wie ich hier die Zeit nutze wird in Kürze in einem eigenen Blogbeitrag zu lesen sein.