Arbeitsdanktag – Gokurô-sama

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Auch im November gibt es einen feststehenden Feiertag: den Arbeitsdanktag am 23.11.. Da das in diesem Jahr ein Dienstag ist, haben manche Unternehmen und die Behören schon am Montag als Brückentag geschlossen. Damit können viele Angestellte ein langes Wochenende genießen.

Thanksgiving, Erntedank und Arbeitsdanktag

Thanksgiving wird in Kanada Mitte Oktober, in den USA gegen Ende November gefeiert und ist dem europäischen Erntedankfest sehr ähnlich. Schließlich hängt es mit dem Ende des landwirtschaftlichen Jahres und der erfolgreichen Ernte zusammen. Zwar gibt es in Japan ebenfalls einen landwirtschaftlichen Sektor und auch die Reisernte ist Mitte November längst eingefahren. Verschiedene Erntedankfeste werden je nach Region zwischen August und Oktober vor allem in Shintoistischen Schreinen gefeiert. Der Ursprung des Arbeitsdankfestes liegt tatsächlich im kaiserlichen Niinamesai – den shintoistischen Feierlichkeiten zur Reisernte, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten werden. Seit der Heisei Ära wird jedoch ein Teil der Zeremonien im ersten Jahr nach der Thronbesteigung im Fernsehen ausgestrahlt.

Arbeitsdanktag und 1. Mai

In der westlichen Welt ist der 1. Mai untrennbar mit dem Tag der Arbeit verbunden. Dies hat seine Ursache in Arbeiteraufständen in den USA und Europa. In Japan haben die Gewerkschaften eine ganz andere Rolle. Sie sind zwar Organe der Angestellten und Arbeiter, doch sie verstehen sich nicht als Gegner des Managements und der Unternehmer. Gestreikt wird sehr selten in Japan – und dann immer so, dass die Kunden nicht darunter leiden. Ansonsten setzt man sich lieber zusammen an den runden Tisch und verhandelt eine Lösung, die für alle akzeptabel ist.

Diese Auffassung der Gewerkschaftsarbeit und des Arbeitsdanktages haben konfuzianische Wurzeln. So wie ein Fürst für das Wohl seiner Untertanen zu sorgen hat, soll auch der Unternehmer für das Wohl seiner Mitarbeiter sorgen. Alle Menschen in einer Firma sind sich bewusst, dass sie im selben Boot sitzen und am selben Strang ziehen müssen. Gegenseitiger Respekt ist normal und drückt sich auch in der Alltagssprache aus.

Im Namen des Arbeitsdanktages wird deutlich, dass es nicht nur ein Feiertag zum Erntedank ist. Neben dem Dank für die realen Früchten der Landwirtschaft, ist ganz Japan auch dankbar für die Früchte der Arbeit in den Fabriken und Bürohäusern.

Gokurô-sama und Otsukare-sama

Zwei Floskeln verwirrten mich zu Anfang meiner Zeit in Japan sehr: Jeden Abend hörte ich im Seminarraum zum Abschied der Professoren und Assistenten von den Studenten, den Gruß: Otsukare-sama desu! („Erlauchter-Ermüdeter sein“). Damit wurde der Einsatz des Verabschiedeten an diesem (langen) Arbeitstag gewürdigt. Bei diesen Personen leuchtete mir der Zusammenhang mit dem Respekt ein. Allerdings wurde auch ich am Ende so mancher gemeinsamer Aktivität so verabschiedet. Und ich fühlte mich keineswegs als Respektsperson. Erst später erfuhr ich, dass ich als Gaststudentin mit Master-Abschluss durchaus in eine Kategorie von Respektspersonen gehörte.

Gokurô-sama desu! („Erlauchter-Angestrengter sein“) lässt sich dagegen schön mit „Vielen Dank für Ihre Mühe!“ übersetzen. Dieser Abschiedsgruß ist denjenigen vorbehalten, die etwas Handfestes geleistet haben. Sie haben ein Referat oder einen Vortrag gehalten. Oder in der Arbeitswelt Kunden bedient oder Produkte hergestellt.

Am Arbeitsdanktag sagt ganz Japan den Arbeitern und Angestellten: „Gokurô-sama desu!“ Vielen Dank für Ihre Mühe! Und zumindest in den großen Firmen und Behörden wird nicht gearbeitet. Auch Schulen und Universitäten sind geschlossen.