
Dass Kinder sich ungern von Puppen und Stofftieren trennen, kennen wir gut. Doch irgendwann landen diese Dinge dann doch in einer Kiste auf dem Speicher und später einfach im Müll.
Ein Charakteristikum der östlichen Philosophie ist, dass die Trennung zwischen Objekt und Subjekt, d.h. dem Menschen und seinen Dingen, nicht so scharf ist, wie bei uns. Das führt natürlich auch zu einem ganz anderen Verhältnis des Besitzers zu seinen Sachen. Bei der Übersetzung von „Magic Cleaning“ war es schon eine Herausforderung: Wie erkläre ich der Lektorin, dass genau dieses Konzept die Basis für Marie Kondos Forderung ist, sich von den ausgedienten Dingen zu verabschieden?
Abschied von der Lieblingspuppe
In Japan ist nicht nur die Beziehung zu Puppen und Stofftieren innig, sondern auch zu vielen Gebrauchsgegenständen – besonders auch dem Werkzeug. Es ist also nicht verwunderlich, wenn dieses mit einer eigenen Seele ausgestattet gedacht wird. Dementsprechend gehört es schon zum guten Ton, wenn man sich bei den ausgedienten Gegenständen bedankt und sie nicht einfach achtlos wegwirft wenn sie kaputt sind. Genauso passiert das übrigens auch mit den Glücksbringern aus dem vergangenen Jahr nachdem man sie an Neujahr durch neue ersetzt hat und die alten in den Schreinen und Tempeln verbrannt wurden. Einige buddhistische Tempel haben daraus einen Geschäftszweig gemacht und bieten Bestattungszeremonien für Puppen, Stofftiere und Gebrauchsgegenstände, wie zum Beispiel Nähnadeln an.