Eine junge Frau nahm sich letztes Jahr wegen hoher Überstunden das Leben. Daraufhin wurde dieser Tod gerichtlich als durch Überarbeitung verursacht (jap. Karôshi) eingestuft. Dieser Fall hat die Diskussionen über diesen traurigen Aspekt des schnellen Wirtschaftswachstums in Japan nach dem 2. Weltkrieg wieder angefacht. Inzwischen suchen die Unternehmen nach verschiedenen Modellen um den Angestellten zu mehr Freizeit zu verhelfen und der Gefahr der Überarbeitung einhalt zu gebieten.
Arbeitszeiten
Fakt ist, dass japanischen Angestellte je nach Rang unterschiedlich lange am Arbeitsplatz sind: Da die jüngeren ihren Vorgesetzten zuarbeiten, sind sie tendenziell länger in der Firma. Es gilt als unhöflich und der Karriere abträglich, eine vom Chef aufgetragene Arbeit oder Überstunden abzulehnen. Noch dazu sind diese Überstunden in den meisten Betrieben unbezahlt und können auch nicht in Freizeit umgewandelt werden. Nun haben sich die großen Gewerkschaften auf eine Begrenzung der Überstunden auf monatlich 80 und jährlich 200 geeinigt, die auch den unterschiedlichen Anforderungen durch hohe Auslastung gerecht werden. Generell ist das Arbeiten nach 20 Uhr verpönt und nach 22 Uhr sogar verboten. Jedoch erscheinen die meisten Arbeitnehmer erst zwischen 8 und 9 Uhr morgens am Arbeitsplatz. So hat ein Unternehmen sogar Prämien in Aussicht gestellt wenn die Arbeitnehmer regelmäßig schon vor 8 Uhr anfangen.
Früher Feierabend – Premium Friday
Seit Anfang des Jahres soll in vielen Konzernen Japans nun freitags schon um 15 Uhr Feierabend sein. Derzeit ist das jedoch nur ein Pilotprojekt. Neben der Kürzung der Überstunden soll damit natürlich auch die Zeit, die zum Konsum nutzbar ist, verlängert werden. Der Gewinn für viele Mitarbeiter in den Konzernen bedeutet aber auch Mehrarbeit für andere Branchen wie dem Einzelhandel und dem Tourismus. Für diese Branchen könnte ein anderes Zeitmodell interessant werden: die 4-Tage Woche.
4-Tage-Woche
Inzwischen bieten bereits 8% der Unternehmen in Japan ihren Mitarbeitern eine 4-Tage-Woche an – in der Altenpflege allerdings mit 10 Stunden pro Tag. Bei einer Fast-Food-Kette gibt es dieses Zeitmodell auch für Teilzeit-Arbeitskräfte mit 20 Wochenstunden. Dieses Modell ist besonders in Dienstleistungsbetrieben sehr effizient um 7 Tage die Woche 24 Stunden Service zu bieten. Aber auch Yahoo Japan erkennt in diesem Arbeitszeitmodell einen möglichen Anreiz um qualifizierte Mitarbeiter durch eine bessere Work-Life-Balance länger an das Unternehmen binden zu können.